Futtermischwagen, Radlader und Co. gibt es schon elektrisch. Wer unbedingt will, profitiert. Für alle anderen ist die Wirtschaftlichkeit noch fraglich.
Für viele Aufgaben, gerade im Futterbau, ist Diesel als Treibstoff noch alternativlos. Füttern oder Einstreuen hingegen benötigen nicht so viel Kraft – diese Tätigkeiten sind auch „elektrisch“ möglich. Mittlerweile sind die ersten Maschinen auf dem Markt und auf Milchkuhbetrieben im Einsatz. Im Vergleich zur konventionellen (Verbrenner-)Technik sind elektrische Futtermischwagen, Rad- oder Hoflader jedoch deutlich teurer. Ist es trotzdem möglich, elektrische mobile Fütterungstechnik wirtschaftlich einzusetzen?
e-Geräte: Vorteile in der Handhabung
Die neuen Maschinen haben Vorteile: Wer selbst Strom erzeugt, z. B. durch Biogas oder Photovoltaik, bekommt „Kraftstoff“ frei Haus. Das spart jährlich Kosten. Insbesondere bei Photovoltaik passen die Lastprofile der Maschinen gut zur Stromverfügbarkeit. e-Technik ist zudem leise und emissionsarm. Dazu kommt: Menschen müssen den CO2-Ausstoß verringern. Den Dieseleinsatz zu reduzieren, kann ein Baustein sein, um den Klimaschutzzielen näher zu kommen.
Martin Vaupel, Landtechnik-Experte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hat im Herbst 2023 elektrische Hoflader verschiedener Hersteller im Vergleich zu ihren diesel-betriebenen Pendants getestet. Alle Testaufgaben konnten die e-Lader genauso erfüllen wie die dieselbetriebenen Hoflader, die Energiekosten lagen aber um 54 % niedriger.
Auch der Wartungsaufwand fiel niedriger aus, weil bei e-Ladern außer bei der Hydraulik kein Ölwechsel nötig ist. E-Technik setzt die Kraft sehr direkt um, dazu kommt eine deutlich leisere Arbeitsumgebung und der Verzicht auf teure Abgastechnik. Mehrere Hersteller haben bereits verschiedene Versionen von Hof-, Rad- und Teleskopladern am Markt (Übersicht 1).
Auszug: Hof- und Radlader
Auszug: Teleskoplader
e-Fütterungstechnik: das Angebot ist überschaubar
Bei elektrischen Futtermischwagen (Übersicht 2) fällt das Angebot noch recht begrenzt aus. Es handelt sich dabei bislang noch um Selbstfahrer, die jedoch weiterhin auf eine Maschine (Hof- oder Radlader) zur Befüllung angewiesen sind. Der größte Futtermischwagen schafft 20 m³. Auch hier fällt der Energieverbrauch im Vergleich zum dieselgezogenen Mischwagen deutlich niedriger aus. Die Antriebstechnik bei e-Maschinen benötigt quasi keine Wartung. Dennoch braucht es entsprechend ausgebildete Mechaniker, um den Rest der Maschinen in Schuss zu halten.
Tipp: Besprechen Sie gleich beim Kauf der neuen Maschine, ob die Werkstatt den anschließenden Service ebenfalls übernehmen kann.
Anschaffungskosten noch zu hoch
Gerade für kleine und mittlere Milchkuhbetriebe ist die e-Technik bereits leistungsstark genug, aber mit einem Kostenplus von 30 bis 50 % im Vergleich zu dieselbetriebenen Radladern oder Mischwagen noch deutlich teurer. Viele der Milcherzeuger, die bereits jetzt auf e-Technik setzen, konnten günstigere Einführungspreise „abstauben“ oder haben sich aus ideellen Gründen für die elektrifizierte Alternative entschieden.
Franz Demmel nutzt die selbst erzeugte Energie fast vollständig auf dem eigenen Milchkuhbetrieb. Ein Kombinationstalent!
Hart gerechnet, lässt sich der Einsatz von e-Futtermischwagen und e-Ladetechnik durch die hohen Anschaffungskosten derzeit noch nicht wirtschaftlich gestalten (Übersicht 3). Auch mit Förderung amortisieren sich die Geräte erst kurz vor Ende der buchhalterischen Nutzungsdauer.
Anders sieht das bei „kleiner“ Fütterungstechnik wie einem elektrischen Futteranschieber aus: Insbesondere mit Förderung rentieren sich diese Geräte nach wenigen Jahren.
3 | Wirtschaftlichkeit von e-Fütterungstechnik
Tipp: Automatische Fütterungssysteme (AFS) bieten neben der Diesel- auch eine Arbeitszeitersparnis. Gemeinsam mit der Förderung liegen zwar die Investitionskosten insgesamt höher (200.000 bis 400.000 €), amortisieren sich durch die höhere Dieseleinsparung aber schneller. Um die Vorteile ausspielen zu können, müssen die baulichen Gegebenheiten stimmen. „Mobile“ Fütterungstechnik bietet mehr Flexibilität.
Förderung kann helfen
Über das BLE-Förderprogramm „Energieeffizienz und CO2-Einsparung für Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe“ können Lüfter, LED-Lampen, eine Milchkühlung, Pumpen, aber auch Transportgeräte oder Fütterungstechnik mit bis zu 40 % gefördert werden. Relevant für die Höhe der Förderung ist, wie viel CO2-Einsparung die Investition ermöglicht. Zertifizierte Energieberater unterstützen bei der Antragstellung. Die Teilnahme an diesem Förderprogramm lohnt sich ab ca. 50.000 kWh externem Strombezug. Derzeit ist die Förderung ausgesetzt (unklarer Haushalt der Bundesregierung), doch Experten erwarten in Kürze eine Wiederaufnahme des Programms.
Was bringt die Zukunft?
Dennoch kann es sich lohnen, den Einsatz der e-Fütterungstechnik bereits jetzt für den eigenen Betrieb zu prüfen. Denn obwohl die Anschaffungskosten die Wirtschaftlichkeit maßgeblich beeinflussen, können auch Faktoren wie die laufenden (Betriebs-)Kosten, die Haltbarkeit der Maschine, politische Szenarien und nicht zuletzt die eigene Überzeugung eine Rolle spielen:
Im Hoflader-Test der LWK Niedersachsen verbrauchten die e-Lader im Schnitt 6,32 kWh/h und Diesellader 3,09 l/h (umgerechnet 30,8 kWh). Zusätzlich zum geringeren Verbrauch fallen niedrigere Wartungskosten an (Motoröl, Filter etc. entfällt).
Die EEG-Preisbindung der ersten Photovoltaik-Anlagen läuft in Kürze aus. Weil viele Anlagen zwar abgeschrieben, aber noch voll funktionstüchtig sind, produzieren sie lediglich zu variablen Kosten Strom (Wartung und Versicherung). In Verbindung mit einem Stromspeicher (Förderung ebenfalls möglich) können sie den Eigenstromverbrauch hochrentabel optimieren. Die Preise für Speicher haben sich zuletzt leicht entspannt und betragen derzeit zwischen 800 und 1.000 €/kWh. Ein Speicher amortisiert sich mit Förderung nach ca. zehn Jahren.
Wer über die PV-Anlage Eigenstrom produziert, möchte ihn auch möglichst effizient einsetzen und damit Kosten sparen. Die wichtigsten Fragen und Antworten für ein sinnvolles Energiemanagement.
Gleichzeitig ist die Preisentwicklung beim Diesel langfristig nicht abzuschätzen, nicht zuletzt durch die in Deutschland geltende (und weiter ansteigende) CO2-Bepreisung.
Elementar wird die Haltbarkeit der Batterie bzw. die Kosten für einen Ersatz. Langzeiterfahrungen gibt es noch nicht, aber Lader-Hersteller wie Schäffer garantieren heute bereits eine Laufzeit von 5.000 Betriebsstunden oder fünf Jahren für die verbauten Batterien. Wichtig wird auch, ob es künftig ein funktionierendes Recycling-System für Lithium-Ionen-Akkus analog dem für bleihaltige Batterien geben wird (Umweltwirkung).
Lediglich drei bis fünf Prozent der Gesamtemissionen entfallen auf den Bereich Energie. In den Nachhaltigkeitsprogrammen der Molkereien wird der Dieselverbrauch bewertet, andere Hebel (z. B. Futtereffizienz) sind aber deutlich größer. Als Mitnahmeeffekt trotzdem geeignet.
Fazit
Einzelne Geräte, z. B. e-Hoflader, können unter den richtigen Rahmenbedingungen (hohe Eigenstromnutzung, Förderung) bereits jetzt günstiger eingesetzt werden als vergleichbare Diesel-Modelle. „Flächendeckend“ stehen dem noch die hohen Anschaffungskosten im Weg.
Allerdings ist zu erwarten, dass die Dieselpreise künftig stärker steigen werden als der Strompreis; der „Kosten-Einspar-Effekt“ wird viel wichtiger. Das spielt den e-Geräten in die Karten, die bereits jetzt niedrigere variable Kosten aufweisen.
Wer dennoch schon jetzt die Vorteile der e-Technik nutzen möchte (Lautstärke, Effizienz, Eigenstromnutzung), sollte den Markt beobachten und auf gute Preise „lauern“.
(Bildquelle: Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG)